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OSTEREINSATZ 2016

14 Tage voller Einsatz

Am Karfreitag machten wir, eine junge motivierte Truppe von Fachleuten, uns auf den Weg nach Uganda. Vom milden Winter in die schwül warme Regenzeit des ostafrikanischen Hochplateaus. Das Ziel vor Augen: Dort zu helfen wo amputierte Menschen an ihre Grenzen stoßen. Am Ostermontag machte sich das achtköpfige Team an die Arbeit und begann mit der Aufnahme der im Vorfeld einbestellten Patienten. Einer nach dem Anderen wurde aufgerufen und begutachtet, Maße wurden genommen und Gipsabdrücke gemacht.

Am Ostermontag machte sich das achtköpfige Team an die Arbeit und begann mit der Aufnahme der im Vorfeld einbestellten Patienten. Einer nach dem Anderen wurde aufgerufen und begutachtet, Maße wurden genommen und Gipsabdrücke gemacht.

Nachdem die Patienten wieder ihre oft beschwerliche und z.T. lange Heimreise antraten, machte sich das Team ans Modellieren der Gipsabdrücke und den Bau der Prothesen. All das nach wie vor „aus dem Koffer heraus“, sowohl in der Kfz.-Halle, als auch draußen im Freien.

Kimbowa Sulaimani bekommt eine Prothese

So wurde auch Kimbowa Sulaimani, der 73 Jahre alte Farmer und Oberhaupt einer Großfamilie mit insgesamt 7 Kindern und 25 Enkelkinder, mit einer Unterschenkelprothese versorgt. Bereits 1975 hatte er eine Prothese bekommen, die aber in 41 Jahren Tragedauer erheblichen Schaden erlitten hat und im Laufe der Zeit durch die altersbedingte Schrumpfung des Beinstumpfes viel zu groß geworden ist. Der vorher ernst wirkende, wortkarge Mann hat sich sichtlich über die neue Versorgung  gefreut und auch wir waren dankbar für die Möglichkeit ihm helfen zu können.

Die Anfertigung von Oberschenkelprothesen ist eine große Herausforderung. Ein Problem dabei ist, dass die Gestaltung des Prothesenschaftes unter den hiesigen Bedingungen sehr schwierig ist. In Deutschland ist es nicht unüblich für eine Oberschenkelprothese 2 bis 3 Probeschäfte anzufertigen, bis der definitive Schaft gebaut wird. Dafür hat man in Uganda keine Gelegenheit. Hier muss die Prothese im ersten Versuch „sitzen“. Eigens für diesen Einsatz haben wir in Deutschland sogenannte Sitzringe ausgeliehen, um herauszufinden, ob sich mit diesen Hilfsmitteln auf Anhieb ein ordentliches Ergebnis erzielen lässt.

Alex Ndemere

Alex Ndemere war der erste Patient, der von dieser Technik profitieren konnte. Der Schaft saß auf Anhieb und nach kurzer Justierung der Prothese konnten wir einen ersten Probelauf vornehmen. Dies waren seine ersten Schritte, nachdem ihm vor 6 Monaten nach einem Verkehrsunfall sein linker Oberschenkel amputiert werden musste.

Ronald Yiga konnte leider nicht versorgt werden

Leider gab es, wie bereits im letzten Jahr, auch diesmal wieder ernüchternde Momente. Wie z.B. als der schmale, schüchterne 15 Jährige Ronald zu uns gekommen ist. Im Kleinkindalter hatte er bereits sein Bein verloren und hatte bis dato noch nie eine Prothese. Was er aber hatte waren zwei schwere Holzkrücken, die selbst für einen Erwachsenen eine anstrengende Last sind. Zwar konnten wir ihm leichte Gehhilfen schenken und seinen Alltag somit etwas erleichtern, doch leider hatten wir mit unserer Begrenzung der Arbeit „aus dem Koffer heraus“ nicht die Kapazität ihn prothetisch zu versorgen. Ein neuer Punkt auf der ToDo Liste und die Bestätigung für den notwendigen Bau einer Prothesen Werkstatt vor Ort.

Von Kampala bis hoch nach Gulu. Von Westen bis nach Osten: Uganda hat viele Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Wie schon bei einigen Erkundungstouren zuvor, sind viele von uns mit gemischten Gefühlen zurückgekommen. Armut und medizinischer Notstand egal wo man hinschaut. Der Kontrast wird besonders deutlich, wenn man die Gehälter anschaut. Wir haben einen Wachmann gesprochen, der 6 Tage a 12 Stunden in der Woche arbeitet. Er verdient im Monat 255 000 USh, das sind nicht einmal 100 Euro…beschämend.

Nakisigr, Zafarani.

Ein wirkliches Highlight war auch das Wiedersehen alter Bekannter, ganz vorne das Treffen mit Nakisigr, Zafarani. Die 18 Jährige junge Frau hatten wir letztes Jahr mit einer Knieexprothese versorgt. Wie sich herausstellte, wird dieses von uns angefertigte Hilfsmittel freudig und eifrig ohne Probleme täglich genutzt. Eine freudige Bestätigung unserer Arbeit, die wir inzwischen hier einbringen konnten.

Spaß mit den kleinen neugierigen Zuschauern

Immer wieder erlebten wir es, dass neugierige kleine Zuschauer unsere Arbeit aus dem Koffer heraus mit freudigen Augen beobachteten. Dies war dann ab und zu ein willkommener Anlass eine Pause einzulegen und einfach mal Spaß zu haben.

Treffen mit den Verantwortlichen des Baus der Prothesen-Werkstatt.

Des Weiteren wurde die Bauplanung der Orthopädischen Werkstatt entscheidend vorangebracht. Gute Gespräche mit dem Architekten und dem verantwortlichen Bauleiter haben direkt vor Ort auf dem Baugrundstück stattgefunden. Wir erwarten den Baubeginn noch in diesem Frühjahr!

Besuch der deutschen Botschaft in Uganda

Sehr gefreut haben wir uns über die Einladung der deutschen Botschaft. Bei einem gemeinsamen Mittagessen erläuterten uns Frau Grosskinsky und Herr Weber die Aufgaben der Botschaft in Uganda und beleuchteten die Fördermöglichkeiten des Vereins PRO Uganda e.V. durch staatliche und karitative Instanzen. Wir gaben Auskunft über die Ziele des Vereins, die bereits erreichten Erfolge, sowie die kommenden Aufgaben und Herausforderungen der nächsten Monate.

Abschließend waren wir zu einem persönlichen Treffen mit dem Botschafter, Herrn Dr. Peter Blomeyer, eingeladen. Er interessierte sich sehr für unsere Arbeit und erwähnte, dass in Bezug auf die prothetische Grundversorgung des Landes noch sehr viel Arbeit geleistet werden muss. Man kam überein, dass eine enge Zusammenarbeit mit den Werkstätten vor Ort wichtig sei und die Ausbildung von Orthopädietechniker/Innen im Lande dringend nötig sei, um den Bedarf an Hilfsmitteln aller Art zu decken. Wir freuten uns über die angebotene Unterstützung und möchten uns an dieser Stelle herzlichst bedanken.

Fazit

In den 14 Tagen haben wir insgesamt 14 Patienten begutachtet und vier Prothesen gebaut. Wir konnten mögliche Verbesserungen und fachliche Standardisierungen der prothetischen Versorgung im Team besprechen und konkretisieren.

Wir danken Gott für die Finanzen, die Zeit und die Möglichkeit zu helfen. Auch für das Team, das wir gebildet haben. Der Bedarf in Uganda ist und bleibt sehr groß. Wir schauen daher zuversichtlich und hoffnungsvoll in die Zukunft und möchten in Uganda weiterhin viel bewegen

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